Landsmót 2022 – Jugendbegegnung in Island

12. Juli 2022
Vom 28.06. bis zum 05.07. haben sich zwölf Jugendliche und zwei Betreuer der THW-Jugend zusammen mit ihrer isländischen Partnerorganisation "Slysavarnafélagið Landsbjörg" zu einer internationalen Jugendbegegnung in Island getroffen. Hierzu ein Bericht:

Island, das Land von Eis und Feuer?

Naja. Aktive Vulkane haben wir leider keine sehen können, aber ansonsten ging es in den sieben Tagen auf der Vulkaninsel im Nordatlantik schon ziemlich heiß her. Eis wiederum gab es in vielfältigen Arten: Gletscher, Eisschollen in der Gletscher-Lagune und viel wichtiger: unzählige Sorten von Eiscreme. Denn der Spruch „It is never too cold for ice cream“ (auf Deutsch: Es ist niemals zu kalt für Eiscreme) ist nicht nur ein Spruch – auf Island ist er Teil der Lebenseinstellung.

Landsmót bedeutet übersetzt „Landestreffen“. Zu diesem Treffen – vergleichbar mit unserem Bundesjugendlager – unserer isländischen Partnerorganisation „Slysavarnafélagið Landsbjörg“, oder international „ICE-SAR“, waren wir mit zwölf Jugendlichen und zwei Betreuern von Frankfurt aus nach Island gereist.

Haben wir uns eigentlich erst am Flughafen zum ersten Mal persönlich kennengelernt, sind wir bereits nach einer recht kurzen Nacht – es wird in Island im Sommer nie wirklich dunkel – in der ICE-SAR-Rettungsstation Kópavogur zusammen mit einer Gruppe von isländischen Jugendlichen aus dem Vorort der Hauptstadt Reykjavik ins südöstlich der Insel gelegene Höfn aufgebrochen.

Zwei eigens für uns abgestellte MTW von ICE-SAR bildeten den Abschluss der Kolonne aus insgesamt fünf Fahrzeugen und zwei Anhängern. Vollgepackt mit 24 Jugendlichen, sechs Betreuenden, Zeltlagermaterial und jeder Menge Vorfreude auf die kommenden Tage machten wir uns auf den Weg in den Südosten.

Vorbei an zahllosen Wasserfällen, Lava- und Geröll-Feldern, Millionen von Alaska-Lupinen, reißenden Gletscher-Flüssen und spektakulären Landschaften rollte der Konvoi nach über sechs Stunden Fahrt auf dem Campingplatz in Höfn ein.

Wir wurden in einer nahgelegenen Schule untergebracht, in der wir uns gleich heimisch einrichteten. Nach dem ersten Besuch des örtlich öffentlichen Schwimmbades mit seinem auf 28 Grad geheizten 25-m-Außenbecken, seinen 38 und 42 Grad warmen Hot Pots und zwei tollen Wasserrutschen, galt es, das Lagergelände zu erkunden. Erste Kontakte zu den aus ganz Island – teils in über zehn-stündiger Fahrt – angereisten Gruppen waren schnell geknüpft und Gemeinsamkeiten wurden ausgetauscht.

Am zweiten Tag begannen die Trainings sowie Teambildungsspiele. Jeweils zwei deutsche Jugendliche wurden den bunt gemischten isländischen Gruppen zugeteilt, sodass es galt, sich mit Englisch und „Händen und Füßen“ zu verständigen. Die Gruppenleiter:innen haben die wichtigsten Inhalte zwar immer übersetzt, unterhalb uns Jugendlichen wurden die Sprachbarrieren aber meist sehr kreativ überwunden.

Sieben Trainingsstationen mussten in den nächsten zwei Tagen durchlaufen werden. Abseilen/Klettern, Schwimmen, Verhalten auf und an Rettungsbooten, Stiche & Bunde, Erste Hilfe, Orientierung mittels Karte & Kompass und Suchtechniken haben uns ganz schön gefordert. Das meist launische isländische Wetter hat es bis auf ein paar kurze Regenschauer aber meist ganz gut mit uns gemeint, sodass wir beim Bootfahren mehr vom Atlantik nass wurden als vom Regen.

Am Freitagabend durften wir Kinder uns dann ausruhen und die Betreuer:innen waren gefordert. Sie mussten bei verschiedenen lustigen Spielen gegeneinander antreten und wurden dabei von ihren Gruppen lautstark angefeuert. Unser Betreuer Jens P. hat sich da sehr tapfer geschlagen, musste den Sieg aber einem einheimischen Gruppenleiter überlassen. Spaß hat der Lauf in einem Überlebensanzug auf See, das Trinken von saurer Milch sowie das Verspeisen von Süßkram und Cola und das Wettnageln trotzdem gemacht. Es hat uns auch einen Vorgeschmack darauf gegeben, was WIR dann am Samstag erleben durften. Wir würden es „Lagerolympiade“ nennen, in Island heißt es „Rescue-Games“.

In der gleichen Gruppenzusammensetzung der letzten Tage waren nun wir gefordert: Sackhüpfen in sogenannten „Big-Bags“, blindes Aufbauen eines Zeltes, Tragen eines mit zwei vollen Wassereimern gefüllten Schleifkorbes über das gesamte Wettkampfgelände, Wettlauf über 15 Minuten in einem Überlebensanzug, Golf, Flechten eines Taus und das extrem anstrengende Bewegen eines 1,20 m hohen und ca. 100 kg schweren Traktorreifens. Diesen galt es mit der gesamten Truppe aufzustellen und überzuschlagen – 15 Minuten lang. Eine matschige Quälerei war das, aber man konnte sich so richtig geil auspowern.

Am Ende des Tages stand noch die letzte Aufgabe „Tauziehen“ auf dem Programm. Hier traten wir dann gemeinsam als deutsche Gruppe auf und konnten einen Durchgang für uns entscheiden. Im Halbfinale hat es dann leider nicht gereicht und wir mussten uns den Jungs und Mädels aus Reykjavik geschlagen geben. Diese Gruppe hat dann auch in der Gesamtwertung den Sieg geholt, wo sich aber auch von uns zwei Jugendliche darüber freuen konnten.

Zum Abschluss des Zeltlagers wurde dann noch ein großes Lagerfeuer entzündet, um das sich alle Teilnehmenden versammelten und den Tag ausklingen ließen.

Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Rückreise. Auf dieser hatte unser Betreuerteam jedoch noch einige Stopps eingeplant. Spektakuläre Eisformationen konnten wir in der Jökulsárlón-Gletscherlagune sowie einer kurzen Wanderung zum Svínafellsjökull Gletscher bestaunen. Ein Bad im 28 Grad warmen Wasser des ältesten Natur-Schwimmbads Islands Seljavallalaug, die mächtigen Wasserfälle Skógafoss und Seljalandsfoss und den beeindruckenden Geysir Strokkur machten den Tag für uns unvergesslich!

Nach der Rückkehr nach Kópavogur am späten Sonntagabend und einer Nacht in der dortigen Rettungsstation, brachen wir am Morgen nach einem kurzen Schwimmbadbesuch und einer ausgiebigen Shoppingtour in der Innenstadt in den 45 Minuten entfernten Ort Keflavík auf. Dort ermöglichte uns ICE-SAR den womöglich spektakulärsten Teil der Reise: eine ausgiebige Ausfahrt des Seenotrettungskreuzers „Hannes Hafstein“. Nachdem Kapitän Siggeir Pálsson sein ganzes Können mit atemberaubenden Wende- und Fahrmanövern bewiesen hat, bekamen sogar wir die Möglichkeit, das Schiff unter Anleitung von Pálsson zu steuern. Unbeeindruckt von unseren Fahrmanövern jagte in der Nähe eine Gruppe von Walen. Immer wieder tauchten kurzzeitig ihre schwarzen Rückenflossen an der Meeresoberfläche auf.

Der Aufenthalt in der Rettungsstation in Flughafennähe erlaubte uns am Ende der Reise noch eine Stunde mehr Schlaf in der Nacht, bevor wir dann am Dienstag um 04:00 Uhr zum Flughafen aufbrachen. Kaum zu glauben, dass diese spektakuläre Woche schon wieder vorbei war.

Nach der Ankunft in Frankfurt flossen dann auch durchaus einige Tränen bei der Verabschiedung -hatten wir uns doch in der kurzen Zeit zu einer fantastischen Gruppe vereint!

Danke ICE-SAR und allen Beteiligten, das war einzigartig!