24-Stunden-Übung in der THW-Jugend Gronau

30. September 2020
24 Stunden lang in Einsatzbereitschaft sein - was das genau bedeutet, haben die Junghelfer_innen in Gronau bei der 24-Stunden-Übung gelernt. Sie stellten verschiedene Szenarien nach, um sich bestens auf ihre Zeit als Einsatzkräfte vorzubereiten. Dabei bewiesen die Junghelfer_innen ihr Können beim Bau von Fußgängerübergängen, Rettungswegen und Leiterkonstruktionen. Auch die Rettung und Bergung von verletzten Personen kam in den Übungseinsätzen nicht zu kurz.

24 Stunden in Alarmbereitschaft

„David, ich brauche hier noch 3-Meter Diagonalstreben!“ ruft Maresa ins Funkgerät. Die 16-jährige hat die THW-Jugend in Gronau gut im Griff. Am Samstagvormittag ist sie als Einsatzleiterin eingeteilt bei der 24-Stunden-Übung der Gronauer THW-Jugendlichen. Um 10 Uhr morgens ging es los in der THW-Unterkunft, nach kurzer Einweisung wurde ein Einsatzalarm ausgerufen.

Das Szenario am Samstagmorgen: eine Bodenabsackung am Hauskamp in Epe macht einen Fußgängerweg unpassierbar. Die Jugendgruppe soll mit dem „Rohrbaugerüst“ einen behelfsmäßigen Übergang von stolzen zwölf Metern errichten. Nun steht Maresa hier an der Straße und muss 10 Junghelfer_innen von 13 bis 16 Jahren führen. Der Einsatzort befindet sich im Vorgarten von Daniela und Patrick Niehoff, die beide selbst im THW aktiv sind und gerade den Garten umgestalten. Maresa muss Material per Funk vom Gerüstbau-Anhänger anfordern und aufpassen, dass sich niemand in die Quere kommt – Corona-Abstand inklusive. Der Umgang mit dem Profi-Gerüst, das so auch auf Baustellen zu finden ist, geht den drei Mädchen und acht Jungs flott von der Hand. „Beeindruckend, was Schüler in ihrer Freizeit alles auf die Beine stellen können“, finden die Niehoffs.

Nach gut einer Stunde steht die Brücke und der Einsatz ist erfolgreich abgeschlossen. Abbau in nur zwanzig Minuten, zurück zur Unterkunft und erstmal Mittag essen. Für den Nachmittag haben die Ortsjugendleiter_innen Lisa Dierselhuis und Marius van der Wei etwas Bombastisches vorbereitet: Ein ganzes Abrisshaus wartet im Eper Lasterfeld auf die Jugendgruppe. Dort gab es dem Szenario nach eine Gasexplosion, mindestens drei Personen werden vermisst. Qualm dringt aus den Fenstern, als die Jugendgruppe eintrifft. Mit Atemschutz-Attrappen stößt der erste Trupp in den völlig vernebelten Keller vor – eine Nebelmaschine macht es gefahrlos möglich.

Die Sichtweite ist gleich null, die sprichwörtliche Hand vor Augen kann nicht mehr gesehen werden. Also Orientierung per Tastsinn, „immer an der Wand lang“. Ganz schön abenteuerlich! Genau das ist es, was die Junghelfer_innen begeistert.

Parallel dazu wird im Obergeschoss noch ein Dummy gefunden, dorthin drang kein Nebel. Die Junghelfer beschließen, die Puppe aus dem Fenster zu retten. Dazu wird der „Verletzte“ in einer Korbtrage fixiert und über eine Konstruktion aus einer Leiter und Leinen fachgerecht und rückenschonend, waagerecht nach unten befördert. Wie im THW-Lehrbuch kommt der Dummy sicher unten im Hof an. Auf die Frage, wie die Übung lief, antwortet Tim Winkelhorst (16): „Sehr schön!“. Doch die leuchtenden Augen verraten, wie begeistert er wirklich ist. Nicht bei jeder Übung der THW-Jugend darf gleich ein ganzes Haus „auf links gedreht“ werden. Im Erdgeschoss verraten dumpfe Schläge, was der „Keller-Trupp“ darunter versteht: Eine Wand wird eingerissen. Mit dem Vorschlaghammer wird aus einer Zwischenwand ein Rettungsweg, durch den der Keller-Dummy nach draußen gerettet wird. Wieder grinsende Gesichter und Junghelfer_innen, die zeigen, was sie in den Armen haben.

Am Abend dann die Übung, die eigentlich in der Nacht hätte stattfinden sollen. Doch coronabedingt musste die gemeinsame Übernachtung leider ausfallen. Am Driland kamen die Junghelfer_innen „zufällig“ an einem gespielten Verkehrsunfall vorbei: Ein Helfer mimte einen Verletzten, der schonend aus einem Auto gerettet werden musste, ein weiterer war in den Wäldern vermisst. So schloss sich an die Rettung auch noch eine Flächensuche an. Das anschließende Grillen war dann der wohlverdiente Ausklang des Tages. Die 24-Stunden-Übung war damit bereits nach 12 Stunden absolviert, ein ungewöhnlicher Rekord – und vor allem ein voller Erfolg!

Text und Bilder: Ralf Kosse